Erzählcafé: Rundgang durch die «schönste Stadt im Mittelland»
Zofinger Stadtführung einmal anders beim Erzählcafé im Lindenhof Oftringen mit dem passionierten Stadtführer Andreas «Res» Kaderli.
Jil Lüscher

Los ging es mit einem Kurzfilm, musikalisch untermalt mit dem «schönsten Marsch» der Welt – dem Zofinger Marsch. Res Kaderli verfügt über eine umfassende Sammlung an Fotos, mit denen er seinen audiovisuellen Vortrag durch die «schönste Stadt im Mittelland» illustrierte. Die Zeitreise war gespickt mit vielen Anekdoten, auch solche, die bei den meisten anwesenden Besucherinnen und Besuchern Erinnerungen an die eigene Jugend geweckt haben dürften.
Das erste Sujet zeigte den Turm der ehemaligen Stadtmauer mit seinem Tor beim südlichen Stadtausgang, Luzerner Tor genannt. Zofingen zögerte beim Rückbau der Stadtmauer lange, ihn ebenfalls abzureissen. Grund: ein übergrosses Gemälde von Niklaus Thut zierte seine Fassade. Als der Turm dann doch einer neuen Stadtplanung weichen musste, wurden 1851, links und rechts der Strasse, die beiden heute noch existierenden roten «Amtshäuschen» erbaut. Sie beherbergten die Kantonspolizei und das Bezirksamt.
Nächster Halt: Pulverturm. Er gehört zu den Bauten, welche die Stürme der Zeiten überlebt haben, dem Artillerieverein sei Dank. Die Geschichte geht so: Anlässlich einer Delegiertenversammlung hat der Artillerieverein Luzern im Wasserturm der Kapellbrücke zum Apéro eingeladen. Begeistert von der Lokalität beschloss der Artillerieverein Zofingen, aus dem stark verwitterten und schier baufälligen Pulverturm eine ähnliche Baute zu machen. Bei dem in unzähligen Stunden geleisteten Frondienst mussten gemäss Res Kaderli unter anderem eine eineinhalb Meter dicke Schicht Taubendreck entsorgt werden – man konnte den Gestank erahnen.


Düfte brachte man auch mit der Story zu den städtischen Waschküchen in Verbindung, es gab vier an der Zahl. «Zwei mal zwei Tage pro Jahr durfte dort gegen ein Entgelt gewaschen werden».
Lustig aus heutiger Sicht die Erklärung, woher der Begriff Torschlusspanik stammt. Als Zofingen noch von der Stadtmauer und dem Graben geschützt war, wurden abends die Zugbrücken hochgezogen. Wer es nicht zeitig hineinschaffte, musste ausserhalb der Mauern nächtigen, «man lief Gefahr, Strauchdieben und Beutelschlitzern in die Hände zu geraten.»
Wenn wir schon beim Thema Schutz und Sicherheit sind: Henry Guisan, der General, der die Schweiz im zweiten Weltkrieg befehligte, war oft in Zofingen anwesend, weil das 2. Armeekorps sein Befehlsbüro in einem Bunker an der hinteren Hauptgasse hatte. Das Erbe dieser Epoche ist die Umbenennung der Oberen Grabenstrasse in «General-Guisan-Strasse».
Als Res Kaderli ein Bild zeigte, das den Glockentransport von der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau nach Zofingen im Jahr 1929 zeigte, gabs einen spontanen Zwischenruf: «Das da vorne ist mein Grossvater», sagte die Erzählcafé-Besucherin Margrit Hofer-Leuenberger.
Der persönliche Austausch zwischen den Gästen und dem Referenten lief lange über den offiziellen Teil des spannenden Vortrages hinaus.
